Soziale und ökonomische Faktoren für das Wolkenkratzerwachstum in Amerika

In den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts führte die Expansion vieler industrieller Unternehmen zu einem höheren Bedarf an Verwaltungsbüros.
Die Geschäftsführer dieser Unternehmen wollten ihren Sitz in der Stadt haben, ganz besonders in der Nähe der Börse, wo ihre Wertpapiere gehandelt wurden. Außerdem brauchten sie Platz für die Papierarbeit.
Als die Geschäftsbeziehungen immer komplexer wurden, entdeckten die Unternehmen wie vorteilhaft es ist , wenn man sich in der Nähe von anderen Unternehmen, bezogen auf das jeweilige Tätigkeitsfeld, niederlässt.
Es wurden immer mehr Kooperationen gegründet, so dass große Konzerne entstanden. Diese wollten sich durch charakteristische Hauptquartiere identifizieren. Für diese suchten sie ein architektonisches Image, das eine Art kulturelle Autorität trug.
Frank Woolworth beispielsweise wollte sein Bürogebäude, das Woolworth Building, aussehen lassen wie den Victoria Tower des House of Parlament in London.

 

Die Unternehmen wollten sich nicht nur eindeutig mit diesen nachgeahmten Gebäuden identifizieren, auch ihr Ansehen war im städtischen Leben sehr wichtig. Ihr Image sollte herausragen und sich somit denkwürdig machen.
Aber nicht nur die Unternehmen wollten durch Wolkenkratzer Macht und Größe demonstrieren, auch die Städte verfolgten dieses Ziel, denn Wolkenkratzer verändern die Horizontlinie und damit auch das Image einer Stadt. Wenn man sich einer Stadt nähert, kann man sie schon von weitem an den Höhen der Gebäude identifizieren.
Wolkenkratzer setzen neue Maßstäbe, denn sie verkörpern das Moderne und den Wohlstand. Deshalb beschäftigen sich seit der Jahrhundertwende unzählige Ingenieure und Architekten mit der Baukunst des Wolkenkratzers. Man stellt sich immer größeren Herausforderungen. Technische Utopien werden in der Zukunft realisiert und überall auf der Welt ringt man um neue Höhenrekorde. Derzeit höchstes Gebäude sind die 452 Meter hohen Petronas Twin Towers in Kuala Lumpur.